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Langzeitmonitoring von Flächennutzungsänderungen

Stadtnahe ländliche Regionen

Die Beschreibung des Landschaftszustandes eines Gebietes zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfordert neben Flächenbilanzen zur Zusammensetzung der Landschaft auch eine Quantifizierung der räumlichen Konfiguration der Landschaftselemente. Damit ist das Verteilungsmuster (engl.: landscape pattern) von kleinsten, je nach Erfassungs- und Betrachtungsmaßstab als weitestgehend homogen anzusehenden Einzelelementen (engl.: patch) gemeint. Der Ansatz der Landschaftsstrukturmaße (landscape metrics) bietet die Möglichkeit solche räumliche Untersuchungen durchzuführen und Landschaftsstrukturen zu quantifizieren.

Grafik: Entwicklung der Anteile der Flächennutzungen an der Gesamtfläche

Abb. 1: Entwicklung der Anteile der Flächennutzungen an der Gesamtfläche

Die Betrachtung über den gesamten Zeitraum von 1785 bis 1992 ergibt, dass 48,4% der Fläche des Untersuchungsgebietes keine Flächennutzungsänderung erfährt. Erkennbar ist eine kontinuierliche Zunahme der Siedlungsflächen, der Industrie-, Gewerbe- und Verkehrsflächen und des Grünlandes sowie der Dauerkulturen. Da diese Nutzungsart zum einen Streuobstwiesen, zum anderen Obstplantagen beinhaltet, ist der starke Anstieg zwischen 1940 und 1992 auf das Anlegen großflächiger Plantagen im Südwesten des Untersuchungsgebietes zurückzuführen. Die Entwicklung der Waldflächen verzeichnet eine relativ geringe Abnahme des Flächenanteils. Zwar erfolgte vor allem in der frühen Hälfte des Untersuchungszeitraumes eine intensive forstliche Nutzung, man verband allerdings bereits Kahlschläge mit einer sofortigen Wiederaufforstung, was zu einer Veränderung der Baumartenzusammensetzung führte. Gegen eine stärkere Abnahme der Waldflächen wirken außerdem die Aufforstungen auf den stillgelegten Abbauflächen bzw. Abraumhalden der Sandsteinbrüche und die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes bzw. des Nationalparks Sächsische Schweiz im Untersuchungsraum.

Grafik: Grünlandverteilung in Bezug zu Hangneigung

Abb. 2: Grünlandverteilung in Bezug zur Hangneigung

Die markanteste Veränderung im Untersuchungszeitraum ergibt sich aus der Verdichtung bzw. Ausdünnung des Wegenetzes. Die Auswirkungen spiegeln sich auch im Verlauf der mittleren Flächengröße für alle Nutzungsarten im Untersuchungsgebiet wider.



Statistische und strukturelle Angaben für das Gesamtgebiet
  1785 1880 1900 1940 1990
Mittlere Flächengröße (ha) 3,3 2,2 1,4 1,3 1,9
Shannon Evenness (%) 51 51 59 61 70


Die mit dieser Entwicklung verbundenen Strukturveränderungen (z.B. Fragmentierung) konnten über die Anwendung des Mean Shape Index auf die hauptsächlich betroffene Nutzungsklasse Ackerland nachgewiesen werden. Neben der Wegenetzveränderung bildet die Umstrukturierung des Grünlandes einen entscheidenden Faktor des Landschaftswandels. Sowohl einen Wechsel der Lage (1785 ca. 36 %, 1992 ca. 57 % an mittel geneigten bis steilen Hängen) als auch einen Strukturwechsel (mittlere Flächengröße 1992 ca. 2,9 ha, 1940 ca. 0,8 ha) belegen die Ergebnisse der Landschaftswandelanalyse. Die anschließende Anwendung des Landschaftsstrukturmaßes Shannon Evenness untermauert die herausgearbeiteten Veränderungen. Von 1785 - 1992 steigen die Werte dieses Parameters für das Gesamtgebiet kontinuierlich an, wobei dies als Folge der Erhöhung des Flächenanteils einiger Nutzungsklassen (Siedlungsfläche, Dauerkultur, Grünland) und der gleichzeitigen Verringerung der ehemals dominanten Nutzungsklasse Ackerland zu sehen ist. Eine Rolle spielt dabei die bis jetzt noch nicht angesprochene Entwicklung von Kleinstrukturen wie z.B. Flächenhaftes Feldgehölz/Baumgruppe oder Feuchtflächen. Die Flächenanzahl dieser Klassen nimmt in beiden Fällen durchgängig ab, sodass schließlich im Zeitschnitt 1992 keine Flächen dieser Klassen im Untersuchungsgebiet vorhanden sind. Ein Ansteigen der flächenmäßigen Gleichverteilung aller Nutzungsklassen (Shannon Evenness) wird also auch durch das Verschwinden der generell nur einen geringen Flächenanteil ausmachenden Kleinstrukturen verursacht.