Problemstellung

Für eine nachhaltige Entwicklung muss das Wirtschaftswachstum zwingend vom Naturverbrauch und der Umweltbelastung entkoppelt werden. Während es hier in einzelnen Bereichen wie dem Luft- und Gewässerschutz schon Erfolge gibt, steigt der Flächenverbrauch stetig an und ein wirksamer Bodenschutz wird zum Kernproblem des Umwelt- und Ressourcenschutzes in den hochentwickelten Industriestaaten.

Flächennutzungsänderungen erfolgen neben "raumbedeutsamen" oder "umwelterheblichen" Vorhaben häufig als kleinräumige, für sich gesehen unerhebliche Einzelmaßnahmen. Letztere können durch räumliche und zeitliche Kumulation ebenfalls zu signifikanten Änderungen der Raumstrukturen und dadurch auch des Umweltzustandes führen. Kleinräumigkeit und schleichende Entwicklungen entziehen derartige Prozesse oftmals der Wahrnehmung.
Neben der Analyse des Flächenverbrauchs durch Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung auf der Einwirkungsseite stellt sich die Frage auf der Auswirkungsseite nach dem Umweltwirkungen auf die Medien Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft und Arten. Dabei sind sowohl auf der Einwirkungs- als auch auf der Auswirkungsseite kumulative Effekte zu berücksichtigen. Besondere Beachtung erfährt daher auch die Analyse der strukturellen Landschaftsveränderungen.

Obwohl die Flächennutzung und ihre Entwicklung von entscheidender Bedeutung für die Raumplanung, Umweltfragen und die Statistik ist, stehen wegen der aufwändigen Erfassung der Flächennutzung nur wenige Datenbasen zur Verfügung (Meinel 2002).

Datenbasen aus Deutschland

  • die amtliche Flächenerhebung auf Gemeindebasis (Bodenfläche nach Art der tatsächlichen Nutzung)
  • das Amtlich-Topographisch-Kartographische Informationssystem (ATKIS)
  • die Biotop- und Nutzungstypenkartierung

Datenbasen aus Europa

  • der Flächennutzungsdatensatz CORINE Landcover
  • MURBANDY/MOLAND für ausgewählte europäische Städte

Dank der Entwicklung der Geoinformatik, der Verfügbarkeit vorgenannter Flächennutzungsdaten und weiterer raum- und umweltbezogener Daten (Geobasis-, Fernerkundungs- und Messdaten) ist eine Analyse der Flächennutzungsentwicklung nunmehr räumlich differenziert möglich. Allerdings müssen im Rahmen der Langzeitanalyse historische Datenbestände (topographische Karten, historische Luft- und Satellitenbilddaten) in einem relativ aufwendigen Arbeitsprozess aufbereitet und ausgewertet werden. Darum finden sich im Schrifttum bisher nur wenige Arbeiten zur Langzeitanalyse von Flächennutzungsentwicklungen (Lavalle 1999 und Steinocher 2000).

Neben Aufwandsgründen für derartige Analysen ist sicherlich auch die heutige Forschungsförderpolitik (u. a. kurze Projektlaufzeiten, schnelle Ergebnisse) wenig geeignet, Langzeituntersuchungen auf den Weg zu bringen. Damit gehen der Raum- und Umweltwissenschaft sowie der Planungspraxis wichtige Informationen und grundlegende Erkenntnisse verloren, die entscheidenden Einfluss auf zukünftige Entwicklungen haben können.

Untersucht wird die Flächennutzungsentwicklung und ihre Auswirkungen der

  • Stadt Dresden und internationaler Städte
  • stadtnahen, ländlichen Regionen, am Beispiel der Nationalparkregion Sächsische Schweiz, sowie die Frage der
  • Landschaftszerschneidung auf Landesebene.