Informationsquellen - Historische Kartenwerke

Geoinformation aus historischen Elbstromkarten
– ein essentieller Baustein für den vorbeugenden Hochwasserschutz

Vortrag auf dem 12. Kartographiehistorischen Colloquium in Frankfurt/Main am 1.10.2004

Ulrich Schumacher & Sabine Witschas

Abstract

Am 17. August 2002 wurde an der Dresdner Augustusbrücke ein Elbpegelstand von 9,40 m registriert – eine Rekordmarke seit Einführung der täglichen Pegelmessungen durch Christian Gottlieb Pötzsch im Jahre 1775. War dies aber wirklich das größte Hochwasser an der Oberelbe? Eine Antwort auf diese Frage können historische Stromkarten geben, in denen die Überschwemmungsgebiete vergangener Flutereignisse verzeichnet sind.

Bekannt ist in diesem Zusammenhang die Wernersche „Karte des Elbstromes innerhalb des Königreiches Sachsen“ mit einer detaillierten Überschwemmungskartierung von 1845. Weniger bekannt dürfte dagegen die Rilkesche Karte des Elbhochwassers von 1890 sein. Beide Kartenwerke wurden im Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) für das heutige Dresdner Stadtgebiet sowie die Sächsische Schweiz eingescannt, georeferenziert und im Kontext mit aktuellen Hochwasserdaten des Ereignisses von 2002 ausgewertet.

Der vorliegende Beitrag konzentriert sich räumlich auf die dreißig Elbkilometer in der sächsischen Landeshauptstadt. Methodisch spannt sich der Bogen von Problemen der Georeferenzierung bei schlauchförmigen Karten über die Verifizierung der Karteninhalte mittels Sekundärliteratur bis zur Vergleichbarkeit der Landnutzung in den Über-schwemmungsbereichen damals und heute. Obwohl die Elbe in Dresden auf den ersten Blick immer noch einen „naturnahen“ Eindruck macht, haben sich anthropogene Veränderungen durch die städtebauliche Entwicklung Dresdens zur Großstadt sowie den Flussausbau als internationale Wasserstraße seit Beginn des 19. Jh. vollzogen. Diese Entwicklung hat in starkem Maße die potentielle Hochwassergefährdung zahlreicher Stadtteile beeinflusst.

Im Rahmen des vorbeugenden Hochwasserschutzes kann die Geoinformatik durch die Berechnung von Szenarios für Hochwasser mit vorgegebener Jährlichkeit einen wichtigen Beitrag leisten. Dies erfolgt auf der Grundlage digitaler Höhendaten aus Laserscan-Befliegungen, terrestrischer Messungen von Flussquerprofilen sowie den Ergebnissen hydrologischer Modellrechnungen Nach dem Augusthochwasser 2002 hat das IÖR im Auftrag des Dresdner Umweltamtes derartige Szenarios berechnet und die potentiellen Überschwemmungsflächen für das gesamte Stadtgebiet in Kartenform präsentiert. Durch Überlagerung der aktuellen Geodaten mit den aus historischen Stromkarten gewonnenen Überschwemmungsflächen von 1845 und 1890 ist es im Geo-Informationssystem (GIS) möglich, räumlich differenzierte Aussagen über Veränderungen der Hochwassergefährdung zu treffen. Unter Hinzuziehung historischer Landnutzungsdaten (aus den Elbstromkarten bzw. Meilenblättern und Äquidistantenkarten extrahiert) können außerdem Flächenbilanzen zur Entwicklung des Verhältnisses von Siedlungs- und Freiraum aufgestellt werden.

Für Planer, Forscher sowie die breite Öffentlichkeit werden die historischen Karten sowie ausgewählte Analyseergebnisse im Internet (mittels WebGIS) präsentiert:

http://map.ioer.de/website/hochw/index.htm

Ansprechpartner

Ulrich Schumacher

+ 49(0) 351 46 79 203
U.Schumacher@ioer.de

Sabine Witschas

+49 (0) 351 46 79 208
S.Witschas@ioer.de